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Buchtipps - Geschichte

Leben und Überleben im multiethnischen Kaukasus

Joyce Lussus Erinnerungen an ihre Zeit in der Resistenza haben wir bereits energisch empfohlen, nun ist erfreulicherweise auch ein ganz hervorragendes Buch ihres Ehemannes Emilio Lussu wieder lieferbar.

Pawel Salzmans Erinnerungen an die Blockade Leningrads beginnen mit der Schilderung eines Wohnungsputzes. Im Frühjahr 1941 lebt er mit seiner Frau Rosa, der neugeborenen Tochter Lotta und seinen Eltern in einer unkomfortablen, dunklen Souterrain-Wohnung. Mit dem Staubtuch geht Salzman über Möbel, Vasen, Skulpturen, eine Schamanentrommel – Erinnerungsstücke aus der Familiengeschichte und Souvenirs von seinen beruflichen Reisen als Filmausstatter. Er glättet die Teppiche, Vorhänge, Kissen und Tischdecken. Fünf helle Gläser für Bier gab es, sechs grüne für Wein.

Noch vor dem Rad ist das Spinnen erfunden worden. Von den steinzeitlichen Handspindeln verläuft ein verworrener Faden bis zur Spinning Jenny und zur industriellen Revolution. Ohne den Webstuhl wäre niemals ein Computer gebaut worden. Spinnen und Weben sind die fundamentalsten Technologien der menschlichen Zivilisation. Aber Stricken ist auch nice!

Kämpfe, Forderungen, Verweigerungen, Besetzungen, Streiks, Aktivitäten verschiedenster Art für Freiheit und Gerechtigkeit, gegen Krieg, Faschismus und Kapital haben in Berlin eine lange und vielfältige Geschichte, und die viel besungene „letzte Schlacht“ ist noch nicht geschlagen. Es ist schön, in Erinnerungen zu schwelgen, aber die Niederlagen und Opfer werden nicht vergessen. Erinnern heißt kämpfen! Dieser üppige Band sollte in keinem linksradikalen Haushalt fehlen.

In der Leipziger Schrebergartenkolonie „Hoffnung West e. V.“  hat Deborah Jeromin einen Kleingarten gepachtet. Zwischen den Parzellen wachsen Maulbeerhecken, ein Überbleibsel aus dem Nationalsozialismus. „Grabe, wo du stehst“ war das Motto der Geschichtswerkstätten-Bewegung der 1980er Jahre. In diesem Geist hat Jeromin – nein, nicht zum Spaten gegriffen, sondern im Vereinsarchiv einen Aktenordner aus den 1930er Jahren ausgebuddelt, der den Ausgangspunkt ihrer Recherche über den Zusammenhang des sächsischen Feierabendparadieses mit deutschen Kriegsverbrechen auf Kreta bildet.

Im Jahr 1934 erschien allen amtlichen Zensurversuchen zum Trotz in den Niederlanden Anton de Koms Wij Slaven van Suriname als eines der ersten Bücher, das die Geschichte des Kolonialismus seit dem 16. Jahrhundert aus der Perspektive der Ausgebeuteten und ihres Widerstands schreibt. Suriname, erst seit 1975 unabhängig, ist das kleinste Land Südamerikas. Als Exempel des Kolonialismus ist es die sprichwörtliche Nussschale, deren groteske Formen unter dem scharfen Blick de Koms sichtbar werden.   

Mit 21 Jahren brach Martha Gellhorn ihr Studium ab und machte sich mit ihrer Schreibmaschine auf nach Paris, um Schriftstellerin zu werden. Berühmt wurde sie auch für ihre Zeitungsreportagen und Reiseberichte aus Kriegen, Krisengebieten und Gesellschaften im Umbruch. Gellhorn war nicht nur eine mutige Reporterin, ihre Berichte ragen heraus, weil sie ihren Auftrag herauszufinden, was los ist, mit solch aufrichtiger und gewissenhafter Neugier verfolgt.

Eine neue Erklärung, wie denn nun zu Urzeiten der Staat der Geschichte entsprungen ist, liefert dieses Buch nicht. Zunächst, weil es den einen Anfang nicht gibt. Der Politologe und Anarchist James C. Scott fasst „Staatlichkeit“ als „institutionelles Kontinuum“, „weniger ein Entweder-oder als ein Mehr oder Weniger“. So sind aus den Gemeinwesen des frühen Mesopotamien, Orten wie Ur, Uruk und Eridu, auf die sich Scotts Untersuchung vor allem bezieht, zwischen 6500 und 3000 v. Chr. erst ganz allmählich ummauerte Kleinstaaten geworden.

Neuausgabe nach der Erstedition. Von Arthur Koestler stammt eines der bekannteren literarischen Zeitdokumente über den spanischen Bürgerkrieg. Ein spanisches Testament berichtet von der Eroberung Malagas durch die faschistischen Putschisten im Januar und Februar 1937. Koestler selbst wurde gefangengenommen und als vermeintlicher Spion zum Tode verurteilt. Nach drei Monaten, in denen die Franquisten tausende Mitgefangene ermordeten, kam er auf Vermittlung der britischen Regierung hin frei.

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