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Buchtipps - Feminismus

Das sind starke Thesen, die Elizabeth A. Wilson in Eingeweide, Pillen, Feminismus vor uns ausbreitet.

Jeden Tag versucht ein Mann seine (Ex-)Frau zu töten, alle drei Tage gelingt dies. Großes Aufsehen erregen diese Verbrechen nicht. „Wenn die Verbrechen sich häufen, werden sie unsichtbar“, schrieb Bert Brecht. Ganz anders ist es, wenn eine Frau ihren Mann tötet. Zum einen geschieht dies viel, viel seltener, in Frankreich z.B. nur circa fünf Mal im Jahr. Zum anderen sind diese Tötungen anders motiviert: Männer töten ihre Frauen, um sie zu behalten, Frauen töten ihre Männer, um sie loszuwerden.

Die feministische Kritik der Frauenhefte Die schwarze Botin bewegt sich auf hohem kulturanalytischen Niveau. Sie kritisiert die politische Vereinnahmung der Frau, sei es durch die Frauenbewegung oder die Linke. Sie polemisiert gegen den wiederkehrenden Kult gefühliger, sorgender, innerlicher Weiblichkeit, Müttermacht und Hexenesoterik. Erfahrung und das scheinbar Identische muss reflektiert und zerschnitten werden, um seinen gesellschaftlichen Inhalt offenzulegen.

„Nüwa, die erste Göttin, irrte durch die stille Welt, und die Stille erfüllte ihren Leib mit Einsamkeit. Nahe einer Quelle fand sie gelbe Erde, sie nahm ein wenig davon in ihre Hände und begann eine Kreatur zu schaffen, die ihr ähnlich sah. Als sie diese Kreatur an die Quelle stellte, fing die Kreatur an zu lachen. Nüwa genoss den Klang dieses Lachens und schuf noch eine, und noch eine und viele andere mehr.“ (frühe chinesische Mythologie)

Auch hier geht es um die Vermittlungszusammenhänge von Kapital, Staat, Sexismus und Rassismus, um – historische wie aktuelle – feministische Theorieentwicklungen und deren Fallstricke. Und nicht zuletzt geht es um Organisierungsformen und feministische Praxen, die nur als kollektive Handlungspraxen zum Erfolg führen: im voneinander Lernen, füreinander Verantwortung übernehmen, miteinander Kämpfen.

Vor zwölf Jahren veröffentlichte die Autorin von Vernon Subutex eine wütende Tirade gegen alles, was die Gesellschaft den Frauen zu sein vorschreibt. Jetzt ist der Text in neuer Übersetzung erschienen. Despentes spricht „als Proletin der Weiblichkeit“, als eine, die immer „zu aggressiv, zu laut, zu grob, zu brutal, zu zerzaust, und immer zu männlich“ war, immer „eher begehrlich, als begehrenswert“. Sie spricht für alle, die dem, was ihrem Geschlecht abverlangt wird, nicht entsprechen können und wollen.

Otto Weininger gebührt Respekt dafür, dass er wenigstens versucht hat, den allgemeinen und seinen besonderen Frauenhass nach den Regeln der Wissenschaft zu begründen. Diese Mühe haben sich andere Geistesgrößen nicht gemacht. Rousseau, Kant, Hegel, Schopenhauer, Nietzsche – um nur einige der zur Zeit Bekanntesten zu nennen – haben ihre misogynen Invektiven ebenso unsystematisch wie gleichmäßig in ihre Schriften gestreut. Für den Ausschluss von Frauen aus vier Jahrtausenden Geistesgeschichte haben sie auch keine plausibleren Argumente geliefert als beispielsweise ein Anders Behring Breivik.

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